Poppel erzählt seine Geschichte |
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Am frühen Morgen des 18. Mai 2002, es ist Pfingstsamstag, ein Rest meiner Nabelschnur ist noch zu fühlen, nimmt mein Schicksal einen außergewöhnlichen Lauf. Riesige, lärmende Mähmaschinen und große Traktoren mit Ladeanhängern fahren unentwegt ihre Bahnen, rauben mir und vielen anderen die lebensnotwendige Deckung, machen unseren Lebensraum von einer auf die andere Stunde unbewohnbar. |
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Auf der Weide bei der
Rinderherde hätte ich noch eine Überlebenschance, aber vor den vielen
trampelnden Hufen habe ich ungeheure Angst und
flüchte durch den Maschendraht in einen angrenzenden Hausgarten. Dort entdeckt mich
im Gras gegen 9.30 Uhr als erstes ein Huhn, das durch sein neugieriges Verhalten den
Hausbesitzer auf
mich aufmerksam macht. Es ist der Webmaster der Bliesdalheiner Internetseite,
die Seite mit dem Dalemer Hasen. |
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Während ich kurze
Zeit später im Wohnzimmer gemütlich auf dem Teppich sitze, wo mir auch der einsetzende Regen nichts
anhaben kann, findet meine Pflegefamilie bereits nützliche Informationen im Netz
über das Aufpäppeln von jungen Feldhasen. |
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Pfingstsonntag. Das Saugen aus der Einwegspritze mit übergestülptem Fahrrad-Ventilschlauch war nur eine Verlegenheitslösung, denn mit dem Trinkfläschchen aus der Tierarztpraxis geht's viel besser. Ein hohes Maß an Geduld habe ich meiner Pflegemutter abverlangt bis ich mich schließlich an den Gummisauger gewöhnt hatte. Die Katzenaufzucht-Milch schmeckt gar nicht mal so schlecht und Fencheltee bekomme ich auch eingeflößt. |
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Ein Drittel meines Körpergewichtes
soll ich täglich als Milch zu mir nehmen, aufgeteilt in kleine
Rationen, die ich alle zwei bis drei Stunden bekomme. Meine Mutter
würde mich nur einmal am Tag säugen. Am Anfang läuft noch einiges daneben wie man sieht, aber es geht von mal zu mal besser. Nach zwei Tagen habe ich 20 Gramm zugenommen, wiege 140 Gramm und bin schon fast so groß wie das Trinkfläschchen (10 cm). |
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Der kleine David interessiert sich sehr für mich und hilft auch gerne beim Füttern. Dank meines großen Appetits habe ich mich zu einem guten Trinker entwickelt und sauge stets mein Fläschchen bis auf den letzten Tropfen aus, fünf bis sechs mal am Tag. |
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Gesund und munter stelle ich meine Lebendigkeit wann immer es geht unter Beweis, in der Wohnung ebenso wie im Wiesengarten. Ansonsten schlafe ich noch viel und finde in meiner kleinen Box die nötige Ruhe. |
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Genau acht Tage "wohne" ich nun hier und kenne mich in jedem Winkel bestens aus. Mein Gewicht habe ich verdoppelt, wiege 240 Gramm und bin jetzt auch viel größer als mein allerliebstes Milchfläschchen. |
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Im zarten Alter von drei Wochen, sind meine Löffel schon ganz schön lang gewachsen. Zusätzlich zu den Milchmahlzeiten fresse ich gerne auch frisches Grün, am liebsten Kleeblätter und -blüten. |
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Der alt-bewährte Kükenlaufstall wurde für mich hergerichtet, so dass ich mehr an der frischen Luft sein darf. Sennenhündin Sandy beobachtet mich ständig. Ob sie auf mich aufpasst? |
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Genau einen Monat lebe ich nun hier wohlbehütet auf dem Rech in Bliesdalheim und bekomme immer noch zwei bis drei mal täglich mein Fläschchen, obwohl die Säugezeit normalerweise jetzt zu Ende geht. Aber die Rationen werden immer kleiner. |
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Nach belieben kann ich frisches Grün genießen, in jener Wiese, in die ich mich als Winzling gerettet habe. Außerdem bietet der Garten manches was mir besonders gut schmeckt. Ganz gerne fresse ich auch ein paar Getreidekörnchen. |
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Sandy lässt mich nicht aus den Augen. Gerne würde ich mit ihr über die Wiesen jagen und Haken schlagen. Aber wer weiß, wie das Treiben enden würde? |
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Eva, Klara und Darius sehen hin und wieder nach mir und reichen mir frische Löwenzahn- und Kleeblätter, die ich gerne aus der Hand fresse. |
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Wenn Sandy im Haus ist, gehört mir der ganze Garten. So wie heute abend wieder, da durfte ich nach Herzenslust rennen und alles beschnuppern. David hat sich mit mir gefreut und die Gelegenheit genutzt mich zu füttern und zu streicheln. |
Im September wurde mein Freiheitsdrang immer größer, so dass ich vor allem in den Dämmerungsstunden unentwegt am langen Gartenzaun hin und her lief und eine Lücke suchte. Die Unruhe wurde schließlich so stark, dass meine Pflegefamilie mir die ersehnte Freiheit zurückgegeben hat - mit gemischten Gefühlen, wie ich beim Abschied spüren konnte. | |